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Grundlagen der digitalen Barrierefreiheit (Accessibility Core Competencies)

In diesem Kurs erfahren Sie, wie Sie den Zugang zu digitalen Technologien, Produkten, Informationsmedien und Services barrierefrei gestalten. So schaffen Sie neben der Einhaltung rechtlicher Standards auch die Voraussetzungen dafür, eine größere Kundengruppe zu erreichen.

Die Teilhabe am gesellschaftlichen, beruflichen und wirtschaftlichen Leben hängt in der Digitalisierung davon ab, online alle Möglichkeiten nutzen zu können. Für eine Vielzahl an Menschen ist dies jedoch nicht möglich, da digitale Medien häufig nicht barrierefrei gestaltet sind. Dabei ist sowohl für öffentliche Einrichtungen wie auch für Unternehmen digitale Barrierefreiheit im Medienportfolio ein Wettbewerbsfaktor oder sogar gefordert.
Das Modul basiert auf der Europäischen Norm 301 549, auf die EU-Richtlinien zur Barrierefreiheit verweisen und die für öffentliche Einrichtungen gelten. Wir vermitteln Ihnen davon ausgehend praxisorientiert die Grundlagen der Mensch-Computer-Interaktion und der barrierefreien Entwicklung von digitalen Medien wie z.B. Webseiten, Webshops, mobile Apps, digitale Dokumente und Präsentationen, Multimedia und ICT-Systeme (Hardware, Software, Terminals, geschlossene Systeme, Produktdokumentationen, Support-Dienstleistungen, Relaisdienste, Notrufsysteme).

Veranstaltungsort:

Hochschule der Medien Stuttgart
Nobelstraße 10, 70569 Stuttgart

Der Kurs besteht aus 2 Live-Tagen und 9 Online-Sessions. Die nächste Durchführung findet von 06.09.2024 bis 06.12.2024 statt.

Sie haben die folgenden Möglichkeiten, sich für den Kurs anzumelden:

Beratung und Kontakt

Das Team des Weiterbildungszentrums der HdM informiert Sie gerne!

Informationen zum Modul

Modulinhalte

Kickoff (Workshop)

  • Kursübersicht
  • Einführung zum DIN EN 301 549
  • Persona-Spektrum
  • Einführung zu den Referaten (mit Studienmaterialien)

Einheit 1: Vielfalt der Benutzerbedürfnisse

  • UN-Menschenrechtskonvention und UN-Behindertenrechtskonvention
  • Definition von Behinderung
  • Begriffsbestimmungen
  • Umgang mit Menschen mit Behinderungen (Etikette)
  • User Accessibility Needs (UANs): DIN EN 301 549 Kap. 4
  • Referate: Behinderungen, Barrieren, Assistive Technologien und Adaptionsstrategien

Einheit 2: Barrierefreie Multimedia

  • Transkripte
  • Untertitel
  • Gebärdensprache
  • Selbstverpflichtung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten
  • CADET (Demo)

Einheit 3: Barrierefreie Dokumente

  • DIN EN 301 549 Kap. 10
  • Barrierefreiheit für Textdokumente (MS Word & LibreOffice Writer)
  • Barrierefreiheit für Foliendokumente (MS PowerPoint & LibreOffice Impress)

Einheit 4: Barrierefreie PDF-Dokumente & eBooks

  • eBooks (EPUB3)
  • Barrierefreiheit für PDF-Dokumente
  • PDF Accessibility Checker (PAC 3)

Einheit 5: Barrierefreiheit im Web

  • Einführung zur Barrierefreiheit im Web
  • Webnutzung mit Screenreader
  • Gestaltungskonzepte für Barrierefreiheit im Web
  • Überblick WCAG 2.1 & Checkliste für Barrierefreiheit im Web
  • Barrierefreiheit von Webseiten manuell überprüfen
  • DIN EN 301 549 Kap. 9 & Tabelle A.1

Einheit 6: Prüfwerkzeuge für Barrierefreiheit im Web

  • Automatisierte Überprüfung und Überwachung von Websites
  • Einfache Werkzeuge zur Überprüfung von Webseiten
  • Monitoring-Systeme zur automatischen Überprüfung von Websites
  • Overlay Tools

Einheit 7: Barrierefreie Software, Selbstbedienungsterminals, geschlossene Systeme, Produktdokumentationen, Support-Dienstleistungen, Relaisdienste und Notrufsysteme

  • Übersicht über DIN EN 301 549 Kap. 5-8 & 11-13
  • Einführung Accessibility APIs
  • Barrierefreiheitsrichtlinien für Selbstbedienungsterminals

Einheit 8: Barrierefreie mobile Apps

  • Mögliche Barrieren bei der Nutzung mobiler Geräte
  • Prinzipien für barrierefreie mobile Apps (Android & iOS)
  • Werkzeuge zum Prüfen von mobilen Apps auf Barrierefreiheit (Android & iOS)
  • Barrierefreiheit für Cross-Plattform Frameworks
  • BBC Mobile Accessibility Guidelines
  • DIN EN 301 549 Tabelle A.2

Einheit 9: Barrierefreies Design & inklusive Designprozesse

  • Der Business-Case für Barrierefreiheit
  • Rollen und Prozesse in einer barrierefreien Organisation
  • Accessibility Maturity Model

Einheit 10: Demografie und Gesetze zur Barrierefreiheit

  • Situation der Menschen mit Behinderungen weltweit, in Europa, und in D-A-CH
  • Altersentwicklung
  • Reprise UN-Behindertenrechtskonvention
  • Marrakesch-Vertrag
  • EU Web Accessibility Directive
  • European Accessibility Act
  • Gesetze zur Barrierefreiheit in D-A-CH
  • Modelle von Behinderung

Abschluss (Workshop)

  • Offene Themenrunde
  • Universelles Design vs. Universal Design for Learning (UDL)
  • Reflexion und Feedback zum Kurs
  • In Kontakt bleiben

Lernziele

  • Sie kennen die häufigsten Arten von Behinderungen. Sie kennen technische Hilfsmittel und Adaptionsstrategien, und können sie hinsichtlich ihrer Effektivität für bestimmte Behinderungen bewerten.
  • Sie kennen die wichtigsten demographischen Kennzahlen von Menschen mit Behinderungen weltweit, in Europa und in Deutschland, und verstehen die demographische Entwicklung.
  • Sie verstehen die Prinzipien für das Erzeugen von barrierefreien Dokumenten und Formularen, und können sie auf einige Dokumentarten anwenden (Textdokumente, Präsentationen und PDF-Dokumente).
  • Sie verstehen die Barrieren, die bei multimedialen Systemen (Video, Kommunikationssysteme) auftreten können, kennen die dazu relevanten Richtlinien und Werkzeuge und können sie anwenden.
  • Sie kennen das Potential von eBooks (im Besonderen im EPUB3-Format) für Barrierefreiheit.
  • Sie verstehen die Barrieren, die im Web auftreten können, kennen die WCAG 2.1 Richtlinien, verstehen den Prozess der Prüfung einer Website auf Barrierefreiheit und kennen einige automatische Evaluationswerkzeuge.
  • Sie verstehen die Barrieren, die bei mobilen Apps auftreten können, und kennen Werkzeuge zur Überprüfung auf Android und iOS.
  • Sie kennen die Vorteile des barrierefreien Designs auf persönlicher, gesellschaftlicher und geschäftlicher („Business Case“) Ebene und können barrierefreies Design im Rahmen von benutzerzentrierten Entwicklungsprozessen anwenden.
  • Sie kennen die für Barrierefreiheit relevanten Gesetze auf verschiedenen Ebenen (Welt, Europa, D-A-CH).
  • Sie können den europäischen Standard EN 301 549 auf die unterschiedlichen Arten von Anwendungen (Hardware, Web, Software, mobile Apps, Terminals, geschlossene Systeme, Produktdokumentationen, Support-Dienstleistungen, Relaisdienste und Notrufsysteme) anwenden.
  • Sie verstehen wichtige Konzepte der Digitalen Barrierefreiheit: Universelles Design, Universal Design for Learning, Erklärung zur Barrierefreiheit, Meldestelle, Erläuterungen in DGS und LS.

Zielgruppe

  • Designer und Entwickler für digitale Systeme und Medien (Software, Apps, Web, Dokumente, Terminals, Kommunikationssysteme)
  • Projektmanager Software- und Digitalisierungsprojekte
  • Experten für User Centered Design, Usability und Barrierefreiheit
  • Behindertenbeauftragte, Beauftragte für Qualitätssicherung und Compliance / Corporate Governance
  • Beauftragte in Verwaltung und Behörden
  • Prüfer von Websites, mobilen Apps und Software auf Barrierefreiheit

Voraussetzungen und Vorkenntnisse

Dieses Modul bietet den Einstieg in die vielfältigen Bereiche der digitalen Barrierefreiheit, ohne dass technische Grundkenntnisse oder Programmierkenntnisse vorausgesetzt werden. Es eignet sich für alle, die einen Überblick über barrierefreies Design in der Informations- und Kommunikationstechnik bekommen möchten.

Für die Teilnahme mit Prüfung (Zertifikat) ist zudem ein abgeschlossenes Hochschulstudium Voraussetzung, das Sie über Ihr Hochschulzeugnis bei der Anmeldung (Upload) nachweisen. Zusätzlich empfehlen wir für einen gewinnbringenden Wissenstransfer auf Ihre berufliche Praxis eine mindestens einjährige Berufserfahrung.

Das Modul kann aber auch als Weiterbildung mit Teilnahmebescheinigung (ohne Hochschulstudium) besucht werden.

Weitere Voraussetzungen sind:

  • Erfahrung im Umgang mit Computern und der Nutzung digitaler Systeme (Web, Office-Software)
  • Englisch lesen: Die meisten Lerninhalte (Texte und Videos) sind in englischer Sprache verfasst. Die Diskussionen und Präsentationen in der Lerngruppe werden aber in deutsch stattfinden.
  • Für die Teilnahme am Modul ist ein eigener PC/Laptop notwendig.

Umfang

Das Modul beginnt mit einem ganztägigen Workshop vor Ort in Stuttgart. Anschließend gibt es eine Online-Phase mit einem Referatetag (ganztags) und neun Meetings (je 90 min). Der Kurs endet mit einem ganztägigen Präsenz-Workshop zum Modulabschluss.

In der Online-Phase bearbeiten Sie wöchentlich Aufgaben, die in wöchentlichen Online-Meetings mit den Dozenten besprochen werden. Beim Referatetag halten Sie (ggf. im 2er- oder 3er-Team) einen kurzen Vortrag über eine Ihnen zugewiesene Benutzergruppe mit Behinderungen. Sie bekommen dafür zuvor eine Liste mit Lernmaterialien. Die Online-Meetings und der Referatetag werden (das Einverständnis der Teilnehmenden vorausgesetzt) für interne Zwecke aufgezeichnet, sofern die Teilnehmenden das erlauben.

Für den Abschluss des Moduls mit Hochschulzertifikat (optional) werden die von Ihnen abgegebenen Aufgaben bewertet. Für das Hochschulzertifikat (inkl. Prüfung) ist ein Gesamtaufwand von 180 Stunden veranschlagt. Dies entspricht einem Äquivalent von 6 ECTS. Es ist empfohlen, in der Online-Phase je nach Vorkenntnissen durchschnittlich bis zu ca. 15h pro Woche für das Selbststudium einzuplanen. Für den Abschluss des Moduls als Weiterbildung mit Teilnahmebescheinigung ohne Prüfung wird ein geringerer Gesamtaufwand veranschlagt.

Lernsetting

  • Zwei ganztägige Workshops/Tage für Kick-off (vor Ort), Referatetag (Videokonferenz) und Abschluss (vor Ort)
  • Wöchentliche Videokonferenzen über BigBlueButton (Termine s. o., voraussichtlich mit Aufzeichnung)
  • HdM-interne Moodle-Plattform für interne Diskussionen, Unterlagen und Übungsaufgaben

Kosten und Finanzierung

Die Gebühr für das Modul beträgt 1.200 Euro und 100 Euro Prüfungsgebühr.
Verpflegung und Seminarunterlagen sind in den Teilnahmegebühren eingeschlossen. Persönliche Aufenthalts- und Reisekosten sind von den Teilnehmenden selbst zu tragen.
Kosten für Weiterbildung (Entgelte, Reise, Unterkunft) können steuerrechtlich geltend gemacht werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Bildungsurlaub zu beantragen.

Zertifikat

Bei erfolgreichem Abschluss des Moduls mit einer Prüfungsleistung erhalten Sie ein Zertifikat der Hochschule der Medien, das Ihre erworbenen Kompetenzen und ECTS-Punkte bestätigt. Die erworbenen Kompetenzen können auch auf den berufsbegleitenden Master Business Management (MBA) angerechnet werden.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, das Modul als Weiterbildung zu absolvieren und es mit einer Teilnahmebescheinigung (ohne Prüfung und ECTS-Punkte) abzuschließen.

Mit dem Modul können Sie sich auch auf eine separate IAAP-Zertifizierung Certified Professional in Accessibility Core Competencies (CPACC) vorbereiten. Wenn Sie dieses Zertifikat anstreben, ist eine separate Prüfung unter IAAP erforderlich. Die Kosten für die Zertifizierung sind nicht in den Gebühren für dieses Modul enthalten.

Informationen zu den Dozenten

Prof. Dr. Gottfried Zimmermann ist Professor für Mobile User Interaction an der Hochschule der Medien Stuttgart. Er ist ein ausgewiesener Experte für digitale Barrierefreiheit. Er ist an der Gesetzgebung und Standardisierung für digitale Barrierefreiheit auf europäischer und deutscher Ebene als Experte beteiligt. Er ist u.a. Mitglied im Ausschuss für barrierefreie Informationstechnik nach § 5 BITV der Überwachungsstelle des Bundes, sowie in der gemeinsamen europäischen Arbeitsgruppe von CEN/CENELEC/ETSI, welche die EN 301 549 weiterentwickelt. Gottfried Zimmermann promovierte an der Universität Stuttgart, und war danach in verschiedenen Industrie- und Forschungseinrichtungen tätig, unter anderem als Editor internationaler Standards. Er ist Mitglied in den Fachgruppen „Medieninformatik“ und „Inklusion und Informatik“ der Gesellschaft für Informatik, in der Fachgruppe „Inklusion und Informatik“ und im DIN-Gemeinschaftsarbeitsausschuss für Barrierefreiheit. International engagiert er sich für das World Wide Web Consortium und dessen Web Accessibility Initiative (WAI) als eingeladener Experte in der „Accessible Platform Architectures Working Group“, als Mitglied und Arbeitsgruppenleiter im ISO/IEC JTC1 SubCommittee 35 User Interfaces, und als Mitglied im ISO/IEC JTC1 SubCommittee 36 E-Learning.

Pirmin Gersbacher (M.Sc.) ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum Digitale Barrierefreiheit. Zu seinen Aufgaben gehören u.a. die Durchführung von Barrierefreiheitschecks bei Apps und Websites, die Planung und Durchführung von Workshops und anderen Schulungsangeboten sowie die Programmierung mobiler Anwendungen. Im Rahmen seiner Masterthesis beschäftigte er sich mit automatisierten Testverfahren für die Barrierefreiheitsprüfung von mobilen Apps. Im Juli 2022 bestand er die Prüfung für das IAAP-Zertifikat Certified Professional in Accessibility Core Competencies (CPACC).